Kahlgrundbahn Schöllkrippen - Kahl am Main - Die ersten 50 Jahre

Die ersten 50 Jahre

Da das Königreich Bayern keine Subventionen für den Bahnbau gewährte, mußten die gesamten Baukosten und der Grunderwerb von Christner aufgebracht werden. Zu seiner Entlastung gründeten seine Unterstützer Richard Fiedler, Friedrich Sandner, Erich Göpfert und Ludwig Bierbrauer im August 1898 die "Eisenbahn- und Industrie-Aktiengesellschaft", deren Vorsitzender Hermann Christner wurde. Neben der Bahn betrieb das Unternehmen Kalksteinbrüche in Eichenberg mit einer nach Großblankenbach führenden Drahtseilbahn. Schon 1899 wurde an der Strecke oberhalb Großblankenbachs ein großer Ringofen gebaut, in dem man Dolomite und Kalk zu hydraulischem Schwarzkalk brannte.
Der Abdruck des Geschäftsberichtes von 1903 in "100 Jahre Kahlgrundbahn" gibt einen guten Einblick in die ersten Betriebsjahre:

 

Bericht über das fünfte Geschäftsjahr der Eisenbahn- und Industrie-Gesellschaft vom 1. Januar bis 31. Dezember 1903
Die Geschäftsergebnisse des Betriebsjahres dürfen als zufriedenstellende bezeichnet werden. Sämtliche Betriebe funktionierten gut. Absatz war genügend vorhanden und Störungen entstanden nicht.
Gegen das Vorjahr betrugen
die Mehreinnahmen im Eisenbahnbetriebe Mk. 14.746,34
die Mehrausgaben im Eisenbahnbetriebe Mk. 3.716,53
der Mehr-Reingewinn im Eisenbahnbetriebe Mk. 11.029,81
Der Reingewinn im Ringofenbetriebe erhöhte sich gegen das Vorjahr um Mk. 15.083,28
Der Reingewinn im Steinbruchbetriebe Hahnenkamm und Cementwarenfabriken war bis jetzt noch unbedeutend, dafür brachten uns diese Betriebe nicht unbedeutende Eisenbahnfrachten.
Nachdem die Geleise und Anlagen der Staatsbahn in Kahl umgebaut wurden, mußten auch unsere Geleise und Weichen vermehrt werden, wodurch sich das Bahnanlage-Conto um Mk. 19.394,26 erhöhte. Es ist jedoch die Abrechnung bei der Kgl. Preuß. Staatsbahn über den Umbau noch nicht abgeschlossen und wird sich dieser Betrag noch etwas ermäßigen.
Durch Einbauen von Ventilen im Ringofen, Erwerb einer Wegefläche zum Ausbrechen von Steinen in Eichenberg, Ankauf einer kleinen Dampfmaschine zum Antriebe des Kohlenaufzuges im Ringofen, sowie Mühlenerweiterung im Ringofen, erhöhte sich das Ringofenanlage-Conto um Mk. 4.332,40.
Die Steinzerkleinerungsanlage im Steinbruch Hahnenkamm wurde pro 1903 fertiggestellt und für Zerkleinerungsmaschinen etc. der Betrag von Mk. 13.168,25 gezahlt.
Die Neubauten der Cementwarenfabriken wurden ebenfalls fertig gestellt und die noch fehlenden Maschinen und Formen beschafft. Es wurde hier der Betrag von Mk. 38.030, 62 in Zugang gebracht.
Zur Beschaffung von Mitteln für die Anlage und den Betrieb der Cementwarenfabriken wurde ein Anlehen von Mk. 100.000 auf fünf Jahre unkündbar gegen Schuldschein aufgenommen.
Um die Generalversammlung eventuell an einem anderen Orte als Schöllkrippen abhalten zu können, wurde entsprechende Statutenänderung beantragt.
Ferner wurde Abänderung der Firma in "Kahlgrund-Eisenbahn-Actien-Gesellschaft" in Vorschlag gebracht.
Die Bilanz, sowie die Gewinn- und Verlustrechnung pro 31. Dezember 1903 weisen den Vermögensstand der Gesellschaft nach.
Schöllkrippen, den 31. Dezember 1903
Der Vorstand der Eisenbahn- und Industriegesellschaft, Akt.-Ges., Fr. Sander
Organe der Gesellschaft
Vorstand: Herr Betriebsdirektor Fr. Sander in Schöllkrippen
Aufsichtsratmitglieder: Herr Rentier Herm. Christner, Hanau, Vorsitzender; Herr Fabrikant Heinrich Brüning, Hanau, Stellvertreter des Vorsitzenden; Herr Fabrikant August Brüning, Hanau; Herr Kaufmann Heinrich Ott, Hanau.
Aktien-Kapital
Das Grundkapital der Gesellschaft beträgt: Mk. 1.260.000,-, eingestellt in 1260 Stück Aktien à Mk. 1.000,- , welche auf die Inhaber lauten.
Außerdem hat die Gesellschaft für Mk. 500.000,- Partial-Obligationen ausgegeben, welche mit 4 % verzinst werden und mit Mk. 101,- rückzahlbar sind. Die Amortisation der Partial-Obligationen beginnt am 1. Januar 1905.
Statistische Übersicht über die Bahnanlage und die Betriebsmittel

Bahnplanum: ...

Die Kriegszeit 1939 bis 1945

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Aus Eisenbahngeschichte, Heft 105, DGEG: Auf Anordnung des Reichsverkehrsministeriums vom 31.03.1943 wurden die Gelnhäuser Kreisbahnen und die Kahlgrundbahn ab dem 02.04.1943 zu einer Kriegsbetriebs-Gemeinschaft unter Leitung des bisherigen 2. Betriebsleiters der Kerkerbachbahn und der Kahlgrundbahn, Hans Hartmann, zusammengelegt. Über die in Kahl und Wächtersbach an die Reichsbahn anstoßenden Strecken der Kahlgrundbahn und der Gelnhäuser Kreisbahnen wurden jeden Tag, und das von Monat zu Monat steigend, Arbeiter herangebracht, die in den rüstungswichtigen Betrieben im Raum Hanau und Aschaffenburg beschäftigt waren (Ende Zitat).  

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